Über Arbeit und Parties
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So, rechtzeitig (naja fast) zu Weihnachten gibt's mal wieder einen neuen Bericht. Und da Weihnachten direkt vor der Tür steht, wünsche ich zunächst mal allen ein frohes Fest und natürlich auch einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Hier in Japan ist Weihnachten kein offizielles Fest, es gibt ja auch nur einige wenige Christen hier. Die am weitesten verbreiteten Religionen sind, wie sicher vielen bekannt ist, Buddhismus und Shintou (und zwar das ganze parallel, d.h. viele Japaner sind beiden Religionen zugehörig!). Dabei wird der Buddhismus dem spirituellen Leben und dem Leben nach dem Tod zugeordnet, während das tägliche Leben meist nach Shintou-istischen Regeln abläuft. Allgemein ist Japan sehr tolerant, was Religionen angeht. Daher ist heutzutage auch die Weihnachtszeit ein nicht unwichtiges Ereignis. Zudem ist natürlich jede Gelegenheit zum Feiern gerne willkommen:-) Daher findet man auch hier Geschmückte Bäume, Straßen und Geschäfte und kann allerlei Weihnachtsmänner etc. rumlaufen sehen. Ich denke mal, die Japaner haben sich das ganze drumherum ein bisschen von den USA abgeschaut. Freie Tage gibt es nicht, d.h. bis einschließlich 31.12. wird normal gearbeitet. Nur heute (23.12.) ist ein Feiertag, weil das Staatsoberhaupt Japan's Geburtstag hat. Dafür ist das Neujahrsfest um so ausführlicher. Gefeiert wird offiziell 3 Tage, also bis zum 03.01. ist frei. Einige Geschäfte werden sicherlich bereits am 01.01. wieder öffnen, aber allgemein ist das Urlaubszeit. Ich bin vor allem auch mal auf das Feuerwerk zum Neujahr gespannt. Vielleicht kann ich diesmal ein paar vernünftige Bilder machen.

Das war's erstmal zum Prolog, denn in diesem Bericht soll es weder um Religionen, noch um Weihnachten oder Neujahr gehen. Vielmehr möchte ich ein paar der Sachen zusammenfassen, die ich seit dem Trip nach Hokkaido erlebt habe. Damit ihr nicht denkt, ich würde hier nur herumreisen und Urlaub machen, möchte ich zunächst ein bisschen Einblick in den (meinen) Arbeitsalltag geben und ein paar Bilder zu den Projekten zeigen, an denen ich bisher gearbeitet habe. Falls ihr ein bisschen was von Radartechologien versteht, dürfte das recht interessant sein;-) Keine Angst, es gibt keine Details und im 2.Teil des Berichts werde ich dann von verschiedenen Gelegenheiten berichten, meine Freizeit zu bereichern. Deha, hajimemasho!

Fragt man einen Durchschnittseuropäer, was er über die Arbeitsweise in Japan weiß, wird er mit ziemlicher Sicherheit antworten, das die Japaner sehr viel arbeiten und relativ wenig Urlaub haben usw. Laut meiner Erfahrung trifft dieses Vorurteil in den meisten Fällen voll und ganz zu:-). Dabei muß man sicherlich auch je nach Job unterscheiden, aber allgemein ist der Arbeitstag hier sehr lang. Das gilt für Frauen und Männer gleichermaßen. Wobei es wie bei uns immer noch Unterschiede zwischen den Geschlechtern bzgl. der bevorzugten Arbeitsbereiche gibt. Diese Rollenteilung kann man z.B auch in den (ursprünglich aus China stammenden) Schriftzeichen (Kanji) für weiblich und männlich wiederfinden. Während das Kanji für weiblich ('onna') einer elegant gekleideten Frau nachempfunden ist, setzt sich das Kanji für männlich ('otouko') aus den 2 Teilen Reisfeld und Kraft/Power zusammen. Um aber kein falsches Bild entstehen zu lassen: diese Schriftzeichen sind sehr alt und heutzutage arbeiten auch hier viele Frauen in wichtigen Positionen und es wird von ihnen die gleiche Leistung erwartet, wie von Männern. Der größte Unterschied ist aber die Lebensplanung. Mir wurde gesagt, daß selbst heute noch viele Frauen nach der Heirat aufhören zu arbeiten bzw. nur noch einen Kurzzeitjob ausüben. Nicht nur weil sie die Kinder zur Welt bringen, sondern auch weil sie sich um diese (und ihren Mann:-) kümmern müssen. Gerade in akademischen Berufen oder bei Bürojobs jeglicher Art hat der Japaner wirklich kaum Zeit für seine Familie. Der Arbeitstag beginnt so zwischen 7 und 9 Uhr morgens, endet aber in viele Fällen erst gegen 22 Uhr oder noch später. Wenn man dann so gegen 23 Uhr zuhause angekommen ist, kann es sein, das um halb zwölf das Telefon klingelt, und einer der noch arbeitenden Kollegen einen zurück zur Firma beordert. Die meisten Firmen arbeiten auch Samstags, viele auch Sonntags (eventuelle nicht den ganzen Tag). Das hört sich jetzt sicher etwas brutal an, aber wie auch bei uns hat sich im Laufe der Geschichte diese Lebensweise entwickelt. Zumal es heute sicherlich schon viel einfacher ist als noch vor einigen Jahrzehnten. Auch hier entwickelt sich der Trend zu mehr Freizeit und Zeit für die Familie und wie gesagt, auch die Rolle der Frauen verändert sich langsam aber sicher.

Weiterhin muß man wissen, das es hier strikte Hierarchien und Regeln gibt, an die man sich halten muß. Wir Deutschen gelten ja als überkorrekt, aber die Japaner können das (zumindest nach meinem Eindruck) noch viel besser. Merkt man auch wieder an der Sprache. Verwendet man bei uns einen Ausdruck in den 2 Varianten salopp und förmlich, so kann es gut sein, das im Japanischen dieser Ausdruck als salopp, ein bischen salopp, normal, höflich und sehr höflich benutzt wird - je nach dem, mit wem gerade spricht. Außerdem zählt das Teamergebnis normalerweise mehr als der Einzelerfolg und auch deswegen werden Entscheidungen meist nicht selbstständig, sondern erst nach Rücksprache mit Kollegen und Vorgesetzten getroffen. Damit das ganze funktioniert, ist ein gutes Verhältnis zwischen Kollegen und Vorgesetzten wichtig. Daher ist es üblich, das eine Abteilung ab und zu (manchmal mehrmals die Woche) zusammen feiern geht. Man begibt sich z.B. in ein Onsen-Bad (heiße Quelle) zur Entspannung und anschließend wird gegessen und ordentlich getrunken. Solche Gelegenheiten sind meist sehr kurzweilig und angenehm, aber man sollte dabei auch bedenken, das diese Zeit ebenfalls beim Familienleben fehlt. Zusammengefaßt kann man sagen, daß die Lebensweise hier doch recht verschieden von dem ist, an was man bei uns gewohnt ist.

Da ich nun aber als Student und nicht als Angestellter hier bin, und zudem noch Ausländer bin, ist mein Alltag nicht ganz so krass wie oben beschrieben. Im universitären Umfeld ist das ganze schon etwas entspannter. Ich beginne meist auch um 9 Uhr, wobei das nicht ganz so eng gesehen wird, wenn ich erst um 11 Uhr komme (es sei denn ich hätte Vorlesungen etc.). Das passiert meistens dann, wenn ich am Vortag bis in die Nacht gearbeitet habe um ein Problem zu knacken, das mir keine Ruhe läßt. Ich höre aber meist zwischen 21 und 23 Uhr auf und fahre in mein Wohnheim zurück. Dabei sollte man berücksichtigen, daß ich in der Zeit auch private Sachen wie e-mails, ein bisschen Internet surfen usw. erledige. Im übrigen muß ich nicht so lange im Labor bleiben, aber in meiner Wohnung ist es eh recht langweilig und ich möchte meine Arbeit natürlich auch abschließen. Selbst wenn ich um 23 Uhr erst heimfahre, bin ich nicht der Letzte. Andere Kollegen arbeiten manchmal noch viel länger, je nach Dringlichkeit ihrer Aufgabe. In letzter Zeit arbeite ich ab und zu auch Samstags und Sonntags, wobei diese Tage zumindest für uns Studenten frei sind. Flexible Arbeitszeiten sind mir aber viel lieber als '9 to 5'. Am Wochenende sind nicht viele Kollegen da und man hat mehr Ruhe sich zu konzentrieren. Natürlich gibt es aber auch Pflichtveranstaltungen. Außerhalb der Ferienzeit, wenn die meisten Studenten anwesend sind, haben wir jede Woche ein Labor-Seminar. Teilnahme ist Pflicht für jeden, der nicht außerhalb einen Termin hat. Es spielt dabei auch keine Rolle, ob man grade viel zu tun hat oder nicht. Das Seminar beginnt meist am Nachmittag und geht oft bis in die Abendstunden. In diesem Rahmen halten die Mitarbeiter des Labors, also Studenten, Forscher und auch Prof. Sato, Vorträge zu den Projekten die sie bearbeiten und den erzielten Ergebnissen. Es werden Berichte über Konferenzen gegeben, neue wissenschaftliche Publikationen (Paper) vorgestellt oder eine Einführung in eine neue Software gegeben. Vorteil dieser Seminare ist, das jeder weiß, was die anderen gerade machen, und das man seine Arbeit und Probleme mit den anderen diskutieren kann. Dabei werden des öfteren wichtige Anregungen gegeben und gerade für die Studenten ist es eine gute Gelegenheit, Vortragsweisen usw. zu üben. Nachteil ist natürlich der Zeitaufwand und die Tatsache, das man nicht immer einen Impuls für seine eigene Arbeit finden wird.

So, wenn ihr bis hierhin durchgehalten habt: Gratulation;-) Kommen zur Belohung auch bald ein paar Bilder. Und zwar von einigen Experimenten, an denen ich Teilgenomme habe. Als ich hier her gekommen bin, habe ich mir zunächst anhand einiger Bücher ein paar Grundlagen zu den in diesem Labor verwendeten Radarverfahren angeeignet. Ich hatte natürlich keine Zeit, mich in alles reinzuarbeiten, aber ein bisschen was hab ich schon gelernt dabei. Im Verlaufe der Zeit habe ich dann andere Studenten bei der Durchführung ihrer Messungen begleitet und zur Zeit bin ich mit der Auswertung einiger Meßdaten beschäftigt. Das erste Experiment fand am Ufer des Flusses Hirosegawa hier in Sendai statt. Am Ende meines 2. Berichts sind bereits 3 Bilder enthalten. Zweck des Experiments war es, das in über 50m Entfernung befindliche Steilufer per Radar abzutasten und ein aussagekräftiges Abbild seiner Struktur zu erhalten (50m sind für Radar normalerweise kein Thema, aber wenn man nicht nur die Entfernung des Ufers, sondern seine Struktur abbilden will, ist das schon ein bissel komplizierter). Dies soll zeigen, das ein solches GB-SAR-Radarsystem z.B. für die Überwachung von Erdrutschen eingesetzt werden kann. Das nächste Experiment fand in unserem Experimentalgebäude im 'Sandkasten' statt. Auch hierbei stehen Überwachungsaufgaben im Hintergrund. Forschungsgegenstand ist dabei die Möglichkeit, Vegetationsveränderungen oder allgemein bestimmte Landschaftsabschnitte per Radar mit einem Flugzeug beobachten zu können (sogn. Airborne-SAR-Radar). Im Moment werden solche Messungen fest jedes Jahr über Sendai gemacht, wobei diese Datensätze genutzt werden, um die Eigenschaften der reflektierten Radarsignale zu verstehen. Ziel unseres Sandkastenexperiments war es, eine sehr einfache Landschaft (genauer gesagt eine flache Sandeben mit 3 einzelnen Objekten) aus der 'Luft' zu messen, um mit qualitativ guten Daten ein paar Sachen ausprobieren zu können. Wir haben natürlich kein Flugzeug genommen, sondern die Antennen mittels einem Positionierer in etwa 2m Höhe über dem Boden an allen 4 Seiten des Meßbereichs entlangbewegt (wir sind eine Rechteckschleife 'geflogen';-) Bilder dazu sind in der folgenden Galerie enthalten. Um die aufgenommenen Daten besser auswerten zu können, habe ich kürzlich in einem echofreien Raum das Meßsystem ohne jegliche Reflexionen untersucht. Mit diesen Daten kann man unerwünschtes Verhalten des Radarsystems aus seinen Meßdaten entfernen. Neben Messungen am Boden oder aus der Luft beschäftigt sich unser Labor auch mit Radarmessungen in Bohrlöchern (sogen. Borehole-Radar). Solche Messungen können für viele verschiedene Anwendungen genutzt werden. Man kann damit nach geologischen Besonderheiten (Falten, Brüche, Hohlräume etc.) suchen und eventuell sogar hinweise auf Rohstofflager (Wasser, Öl etc.) finden. Weiterhin ist Überwachung von unterirdischen Depots oder die Identifikation von vergrabenen Wassereleitungen etc. möglich. Die Stadt Sendai wird in den nächsten Jahren ihr U-Bahn-System ausbauen und muß dazu nat. einige Tunnel graben. Sie haben Prof. Sato gefragt, ob es möglich ist, mittels Bohrlochradar die Position einer Wasserleitung unter einer Kreuzung zu bestimmen. Bilder zu dem Experiment sind ebenfalls in der Galerie enthalten. Durch Auswertung der Daten konnten wir die Position des Wasserrohrs mit ca. 10cm Genauigkeit ermitteln. Zur Zeit bin ich wie gesagt mit der Auswertung und Aufbereitung der Daten aus den ersten beiden genannten Experimenten beschäftigt und ab und zu schaue ich weiterhin bei den Experimenten der anderen Studenten mit zu. Hier aber nun endlich mal ein paar Bilder:-)

Meßsystem im Experimentalgebäude Sandkasten und Meßobjekte Systemmessung im echofreien Raum
Zusammenbau der Bohrlochsonde Messung auf engstem Raum Meßsystem und Datenerfassung

Galerie: Radarexperimente


Puh, das war's erstmal zur Arbeit:-) Kommen wir nun zum angenehmeren Teil des Berichts;-) Nein, Spaß bei Seite, die Arbeit hier ist sehr interessant und habe auch viel lernen können. Daher betrachte ich die Arbeit, die ich mache, auch in keiner Weise als Belastung. Außerdem gibt es natürlich auch in unserem Labor die oben erwähnten Parties. (Meiner Meinung nach) glücklicherweise nicht jede Woche, aber durchaus recht oft. Gelegenheiten zum Feiern sind etwa die Ankunft eines neuen Kollegen, oder für den anderen Fall, wenn jemand das Labor für eine längere Zeit (oder endgültig) verläßt. Daneben gibt es auch einige traditionelle Feste, wie die Imoni-Party oder Bounenkai. Imoni ist eine spezielle Suppe, welche entweder auf Mizopaste (Version Sendai) oder Sojasouce (Version Yamagata, eine Nachbarstadt) basiert und allerlei Sorten Gemüse, Fleisch und andere japanische Suppenzutaten enthält. Dazu fährt man üblicherweise an das Ufer des Hirosegawa und kocht die Suppe über einem Lagerfeuer. Daneben wird noch gegrillt (auch über Lagerfeuer) und nat. auch was getrunken. Die folgende Galerie enthält ein paar Bilder von unserer Imoniparty. Leider hatte ich meine Kamera vergessen und die Bilder mit meinem Handy aufgenommen. Daher sind sie etwas klein und unscharf. Viele der folgenden Bilder stammen alle vom Handy, weil ich entweder die Kamera vergessen hatte, oder einfach nicht wirklich auf Photographieren vorbereitet war. Die Handykamera ist garnicht so schlecht, aber besonders im Dunkeln kann sie mit einer richtigen Kamera natürlich nicht mithalten.... Nachdem es dann dunkel war, haben wir alles zusammengeräumt und sind zurück ins Labor gefahren. Dort haben sich einige noch hingesetzt und die Reste vom Sake usw. anzugehen. Nachdem einiger Zeit meinte Prof. Sato dann in die Runde: "Warum gehen wir nicht zusammen trinken?" Ich habe etwas verwundert zurückgefragt, ob wir nicht schon die ganze Zeit getrunken hätten;-) Zu japanischen Parties muß man im allgemeinen wissen, das sie meist 'mehrstufig' aufgebaut sind. Ist eine Stufe beendet, geht man woanders hin und es geht weiter. In diesem Fall sind wir also per Fahrrad zu einem Restaurant in der Innenstadt aufgebrochen. In fast jedem Restaurant in Sendai, in dem ich bisher war, gibt es einen sogenannten Party-Plan. D.h. man zahlt pro Person z.B. 1500 Yen, und kann für 2h lang so viel trinken, wie man will (es gibt mehrere Stufen, die billigeren beinhalten z.B. kein Bier oder keinen Sake usw.). Ebenso kann man für eine weitere Pauschale pro Person für 2h lang Essen bestellen. Die Zahl der Gerichte, die man bestellen kann, ist begrenzt, aber grad bei wenigen Personen lohnt sich das trotzdem mehr, als wenn jeder einzeln was bestellt. Diese Zeitbegrenzung ist auch meist der Grund, wieso man dann zur nächsten Stufe in ein anderes Lokal geht. Man könnte zwar bleiben, aber alles was man nach den 2h bestellt kostet einzeln (z.B. kostet ein Glas Bier meist 300-500 Yen etc.). Wir haben den letzten Teil der Imoni-Party also in diesem Restaurant zugebracht. Ich hab auch mal 3 Bilder mit in die Galerie gepackt. War ein sehr netter Abend, auch wenn ich dann nach ner Weile lieber alkoholfrei bestellt habe:-)

Imoni-Party am Strand Lagerfeuer mit Imoni-Suppe Imoni-Grillen 1
Imoni-Grillen 2 Im Restaurant 1 Im Restaurant 2
Sake-Glas

Galerie: Imoni-Party


Ich habe ja bereits Bounenkai erwähnt. Das ist die traditionelle japanische Jahresendparty. Die Übersetzung ist in etwa 'Vergiß die Mühen des alten Jahrs - Party'. Wir haben diese Feier vor ein paar Tagen gehabt. Dazu sind wir nach Fukushima (einer Nachbarstadt) gefahren, und haben dort eine Nacht in einem Ryokan mit Onsen verbracht. Ryokan ist die Bezeichnung für ein traditionell japanisches Hotel, meist mit schönen Gartenanlagen und eben einem heißen Bad. In diesem Fall kam das Wasser für das heiße Bad aus einer natürlichen Quelle (Temperatur an der Erdoberfläche 68 Grad, im Bad selbst waren es dann noch so um die 40 Grad). Die Übernachtung im Ryokan ist je nach Ort sehr teuer (so um die 100 Eur/Person und Nacht), wir haben aber einen etwas günstigeren genommen. Wir haben auch so eine Art Party-Plan gebucht. Zuerst sind wir in den Onsen baden gegangen. Das ist sehr sehr entspannend und wenn ihr mal nach Japan kommt, sollte ein Besuch in einem Onsen nicht fehlen. Heutzutage ist das Bad nach Geschlechtern getrennt, das war nicht immer so (man geht natürlich nackt ins Wasser, nur 'bekleidet' mit einem kleinen Handtuch):-) Nach dem Baden haben wir gemeinsam zu Abend gegessen. Dazu wurde vom Ryokan in einem separaten Raum ein Abendmahl vorbereitet. Das muss man sich als einen Mix aus allen möglichen japanischen Speißen vorstellen. Natürlich inkl. Reis und einer kleinen Portion Sushi. Daneben frisches Rindfleisch und Gemüse, welches man mittels den vorhandenen Tischgrillen selbst zubereitet. Dabei wird auch ab und zu mal angestoßen und ein wenig geplaudert. Als 2. Teil haben wir uns dann in einen der Schlafräume zurückgezogen und mit selbst mitgebrachten Getränken und Knabbereien weitergefeiert. Dabei hat jeder eine kleine Rede gehalten, was ihm im vergangen Jahr gefallen und nicht gefallen hat. Meistens auf Japanisch. Ein bissel was hab ich verstanden, aber nicht so viel:-) Hab auch ein wenig was auf Japanisch gesagt, weiß aber nicht so genau, ob mich die anderen verstanden haben*lol*. Nach einer Weile wurde Teil 2 offiziell als beendet erklärt und wir haben uns nochmal ins Bad begeben (ist 24h zugänglich). Einge haben auch ein wenig Tischtennis gespielt usw. Danach haben wir uns zu Teil 3 wieder zusammengesetzt und noch weiter gefeiert. Nach ein paar Stunden Schlaf gab noch ein gemeinsames Frühstück im Ryokan. Einige sind dann zurück nach Sendai gefahren, andere sind vorher noch mal Baden gegangen. Alles in allem eine sehr schöne Feier in entspannter Athmosphäre. Die folgende Galerie enthält einige wenige Bilder, die ich dabei aufgenommen habe. Leider konnte ich das Bad selbst nicht photographieren (wäre bei dem Dampf eh zwecklos gewesen:-).

Schlafraum im Ryokan Traditionelle japanische Kleidung
Abendessen 1 Abendessen 2

Galerie: Bounenkai


Wo wir gerade beim Thema Party sind: es gibt ja ein weiteres Vorurteil bzgl. Japan. Nämlich das sie hier alle Karaoke mögen. Ich weiß jetzt nicht, ob das für wirklich alle gilt, aber Karaoke zählt schon zu den beliebtesten Arten, ne Party zu feiern. In der Innenstadt gibt es unzählige Lokale, in denen man (wiederum meist für eine Pauschale pro Person) die Karaokeanlage nutzen kann. Meist besteht so'n Teil aus einer mehr oder weniger großen Stereoanlage mit Fernseher und 2 Mikrophonen. Die Liedauswahl ist meist unheimlich groß. Ist fast alles dabei, japanische und chinesiche Volkslieder und Schlager genauso wie Rock, Pop, Hip Hop bis hin zu Metallica und manchmal noch weiter. Ich war teilweise ein wenig geschockt, zu was man da alles mitsingen kann. Und außerdem läuft da bei jedem Song ein anderes komisches Video mit, was nach meinem Eindruck meist nicht sooo viel mit dem Song zu tun hat (zumindest bei den ausländischen Songs;-) Eigentlich mag ich Karaoke überhaupt nicht und singen kann ich schon mal garnicht. Aber so eng sieht das hier niemand und wenn man sich selbs nicht so wichtig nimmt macht es sogar Spaß. Neulich war ich mit ein paar Bekannten (genauer gesagt mit insgesamt 3 Gruppen von Leuten, die sich über einzelne Personen alle irgendwie kennen:-) zu einer Karaokeparty. Ich hab ein paar Bilder in die letzte Galerie gepackt. Wie gesagt, ich kenne die Leute selbst nicht alle. Hat aber nicht weiter gestört, war trotzdem sehr lustig. Üblicherweise stellt sich bei so einer Gelegenheit jeder in der Runde selbst vor, wahlweise in Englisch und/oder Japanisch. Finde ich ne nette Sache. Und ja, ich gebs ja zu *g*, zu später Stunde habe ich dann auch mal was 'gesungen' (oder so). Nach vielen japanischen und westlichen Popsongs habe ich mich dann berufen gefuehlt, mit ein bissi Ramones, Bowie und Queen den Horizont etwas auszuweiten;-) So gegen 3 Uhr morgens haben wir dann aufgehört (die Karaoke-Bar ist 24h offen:-) und ich bin ziemlich müde heimgeradelt. Tja, soviel zu meinen bisherigen Parties in Japan.

Karaoke-Gruppe 1 Let's have fun Viele Nationalitäten
Karaoke-Gruppe 2 Performance im Stehen Karaokeliste

Galerie: Karaokeparty


Wir sind wieder einmal am Ende eines recht langen Berichts mit ewig viel Text angelangt;-) Ich hoffe, es war trotzdem ein wenig interessant für euch. Falls ich zwischen Weihnachten und Neujahr noch Zeit finde, gibt es einen weiteren Bericht mit verschiedenen Schnappschüssen, die ich so im Laufe der Zeit aufgenommen habe und euch nicht vorenthalten will. Vielleicht komme ich auch erst im neuen Jahr dazu. Daneben steht noch ein großer Bericht mit vielen schönen Bildern in der Warteschlange. Inhalt wird noch nicht verraten*g*. Seid also gespannt! Bis dahin wünsche ich euch eine gute Zeit. Erholt euch ein bissel und feiert vorsichtig;-)

LG Ralf (email-Kontakt)

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