Die Reise nach Sendai
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Wenn man die Reisevorbereitungen so früh wie möglich beginnt (also etwa 2-3 Monate vor Abflug), kann man viel Geld sparen. Sendai besitzt einen eigenen Flughafen, den man aber nicht direkt international anfliegen kann. Einige Airlines fliegen jedoch mit Zwischenstop und Umsteigen im asiatischen Raum dorthin. Da ich u.a. wegen meiner Diplomarbeit noch nicht wußte, wann genau ich fliegen kann, mußte die ganze Sache sehr kurzfristig organisiert werden. Kurzfistig heißt in dem Fall, daß ich den Flug erst 3 Wochen vorher gebucht habe. Ist zwar jetzt nicht sooooo knapp, aber man kann sich die Reise nicht mehr nach belieben aussuchen. Flüge mit Ziel Sendai waren bereits soweit ausgebucht, daß man nur noch teure Plätze mit Preisen in der Region 3000,- bis 5000,- Eur für Hin- und Rückflug bekommen konnte. Das günstigste Angebot überhaupt lag bei unter 1000,- Eur, war aber schon nicht mehr verfügbar. (Siehe z.B. www.billig-fliegen.de). Wenn man früh genug weiß, wann man fliegt, kann man solche Tarife sicherlich nutzen.

Ich mußte also eine andere Reiseroute nehmen. Flug nach Tokyo (wird von fast allen Gesellschaften direkt angeflogen) und dann Weiterreise mit dem Shinkansen-Schnellzug (hier auch "Bullet-Train" genannt, sowas wie bei uns der ICE) nach Sendai. Flüge bucht man am bequemsten per Internet, wozu allerdings eine Kreditkarte erforderlich ist. Viele Fluggesellschaften haben ein eigenes Buchungssystem auf ihren Seiten. Oder man nutzt z.B. www.billig-fliegen.de oder ähnliche Seiten. Dort stehen auch Informationen zu Gepäck (was und wieviel darf ich mitnehmen etc.) usw. Da meine KK zu dem Zeitpunkt noch nicht verfügbar war und ich auch noch nie geflogen war, habe ich die Buchung über ein Reisebüro vornehmen lassen. Dort kann man mit EC-Karte oder Bar bezahlen. Kostet ein bissel mehr als über Internet, ist aber nicht sehr viel gewesen. Wenn man Kurzfristig bucht, kann es sein, daß man mehrere Reisebüros fragen muß. Nicht alle haben auf alle Plätze der Airlines gleichen Zugriff....

Letztlich hab ich einen Flug von Frankfurt nach Tokyo und zurück für ca. 1000,- Eur bei British Airways bekommen. Die BA fliegt von Frankfurt nach London Heathrow (dauert ca. 1,5h) und nach kurzem Aufenthalt geht es weiter 12h-Non-Stop zum Tokyo Narita Airport. Ich hab in London mal ein paar Fotos von der Boeing 767-300 gemacht, mit der wir von Frankfurt aus geflogen sind:

Boeing 767-300 gesamt, Flughafen London-Heathrow Boeing 767-300 von vorne, Flughafen London-Heathrow


Im Netz stand, daß man so ca. 2-3h vor Abflug in Frankfurt sein sollte. Das ist nicht zu knapp gerechnet, man braucht das auch wirklich. Der Check-In am BA-Schalter geht noch ziemlich schnell (je später man kommt, desto länger ist aber die Warteschlange.....). Man kriegt die Boardkarte und gibt das Hauptgepäck (max. 23kg ohne Nachzahlung) auf. Dann muß man für die Passkontrolle anstehen. Die erste Hürde in Richtung Abflug-Gate. Auch hier gilt, je später man da ist, desto länger die Schlage. Nach so 15min warten war ich dran. Geht an sich recht schnell. Nur ein Blick in den Reisepaß und schon gehts zur Gepäckkontrolle. Wieder ein bissel anstehen und dann werden Handgepäck und Jacken/Jackets (muß man ausziehen) durchleuchtet. Man geht durch nen Metall-Detektor und wird abgetastet. Dann gehts weiter zum eigentlichen Abflugbereich. Dort geht das ganze nochmal los. Also wieder Gepäck und Jacken auf das Band, Metalldetektor usw. Dann durfte ich noch meine Schuhe aussziehen, auch die wollten sie röntgen. Als letzte Kontrolle wurde dann am Gate beim Boarding durch die BA Boardkarte und Reisepaß nochmals geprüft. Also insgesamt ca. 0,5h für Check-In (kann man ggf. auch noch direkt am Gate machen, falls man sehr spät ankommt.....) und ca. 1h für den Weg zum Flugzeug. Scheint so, als ob hier wirklich gründlich nachgeschaut wird.... Das ganze nervt auf die Dauer ein bissel, aber ich habe mir sagen lassen, wenn man z.B. in die USA rein will, ist alles noch viel schlimmer.

Freundlicherweise wurde mein Hauptgepäck für den Weiterfulg nach Tokyo gleich "druchgecheckt". D.h. ich hab in Frankfurt die Boardkarten für beide Flüge bekommen und mein Gepäck wurde in London automatisch umgeladen. Daher mußte ich dort nix weiter tun, als ins andere Flugzeug zu steigen:-) In London gab es lediglich einen kleinen Sicherheits-Check. Die haben da so lustige Internet-Terminals. Also PCs im Stile eines öffentlichen Telefons. Ist recht praktisch, wenn man mal schnell Mails abrufen will oder per Webinterface mal eben im ICQ was bescheidsagen will. 15 Min. surfen für 2 Eur, wenn ich mich recht erinnere. Is net billig, aber man hat wenigstens die Möglichkeit an wichtige Infos zu gelangen, wenn man sie braucht.

Die BA ist recht großzügig, wenn es um Handgepäck geht (steht auch auf deren Webseite). Normal sind nur 6kg Handgepäck für Economy-Class-Flüge erlaubt. Wenn das Gepäckstück aber nicht zu groß ist, wird das Gewicht meist nicht kontrolliert. Ich hatte wegen dem schweren Laptop und dem anderen Technik-Kram (sollte man nicht im aufgegebenen Gepäck transportieren) eine ganze Menge mehr an Gewicht dabei. War aber kein Thema. Sollte man bei der Wahl der Airline ggf. auch mit beachten.....

Für den Flug nach Tokyo wurde eine Boeing 747-400 eingesetzt. Das Ding mutet etwas moderner und komfortabler an als die 767-300. Naja, für nen so langen Flug ist schon etwas mehr Service nötig. Ich fand das ganz lustig. Waren ja meine beiden ersten Flüge überhaupt. Von Frankfurt nach London gab es eine "Mahlzeit" an Board. Also das war so eine kleine Schachtel mit nem Plätzchen, nem kleinen Muffin und kleinen Schokoriegel drin. Getränk nach Wahl. Interessant, sowas als "Mahlzeit" zu bezeichnen:-) Naja, der Flug dauert ja nicht lange. An Board der 747 war das schon ein bissel anders. Jeder Sitz hat eigene Ausstattung mit Hygiene-Überzug am Kopfteil gehabt. Es liegen ein eigenes kleines Kissen, eine große Decke, ein Kopfhörerset, ein paar Erfrischungstücher, ein paar Socken(!) und eine kleine Zahnbürste plus Zahnpasta bereit. Dazu kommmt noch eine Augenklappe zum Schlafen. Am Sitz des Vordermanns ist ein LCD-Monitor, der Nachrichten und Unterhaltungsprogramm bietet. Auf einem Kanal gab es da so eine Karte, auf der die Flugdaten ständig aktuell angezeigt wurden (Wind, Flughöhe, Geschwindigkeit, Aktuelle Postion auf Welt- und Detailkarte, Restflugdauer, Temperatur und Uhrzeit an Start- und Zielort.....). Die Flugroute führte über Skandinavien nach Sibirien und dann wieder Richtung Äquator nach Japan. Hier mal ein paar Bilder, die ich aus dem Fenster neben meinem Sitz geschossen habe. Ich hab noch mehr aufgenommen, da aber die Fenster recht klein sind und z.T. vereist waren, sind nicht alle vernünftig geworden....

Über den Wolken Japan von oben


Zunächst die obligatorische Tragfläche mit Wolkendecke ;-). Flughöhe war immer ca. 12.000m und somit oberhalb der Wolken. Das andere Bild zeigt einen Ausschnitt der japanischen Landmasse. Z.T. ergeben sich schon sehr beeindruckende, schöne aber auch lustige Bilder. Kann man schlecht beschreiben, am besten, ihr fliegt selbst mal über den Wolken und laßt es auf euch wirken. Mir ist nur eins aufgefallen: so chaotisch die Landschaften auch auf der Erde wirken mögen, von da oben sieht alles sehr ruhig und geordnet aus. Nach 1-2h gab es dann auch schon was zu essen. Man hatte die Wahl zwischen 2 Gerichten. Dazu gab es Salat, Nachtisch und ein bissel Krims-Krams. Trinken konnte man sich bringen lassen bzw. selbst holen wenn man was brauchte. Das Essen hat sehr gut geschmeckt und war auch genug. In den recht engen Economy-Sitzen ist es auch nicht unbedingt ratsam, sich vollzustopfen:-) Nach ein paar h Flug wurden die Fensterabdeckungen runtergefahren, sodaß es angenehm dunkel zum Schlafen wurde. Viele haben dann Videos usw. geschaut. Ich hab die meiste Zeit versucht zu schlafen. Geht auch mehr oder weniger, wobei das ganze nach ein paar Min. unbequem wird und man sich anders hinzulegen versucht.... So 2h vor Landung in Japan gab es dann noch ein typisch englisches Frühstück (auch recht lecker) und damit war der Flug auch schon zu Ende. Ach ja, Start und Landung sind kein Thema, das ging fast unbemerkt vonstatten.

Nach der Ankunft am Narita Airport gab es erstmal die üblichen Einreise-Formalitäten. Man füllt so einen Zettel aus, der Flugnummer, Paßnummer, Verweildauer usw. enthält. Mit dem Ding, dem Reisepaß und zugehörigen Bürgschaftspapieren kommt man an den Beamten schnell vorbei. Mir ist dabei nur aufgefallen, daß die zwar alle Englisch reden, dabei aber ziemlich leise sprechen und nuscheln. Ich hab nicht allzu viel verstanden, ging aber trotzdem. Dann hab ich das Gepäck abgeholt und mußte mit dem Kram durch eine weitere Kontrolle. Allerdings haben die außer ein bissel röntgen nix weiter gemacht. Ich mußte nix öffnen und wurde auch nicht abgetastet. Die haben sich bestimmt darauf verlassen, daß die Kollegen in Frankfurt ihren Job gut gemacht haben;-) Also ich hatte mit wesentlich mehr gerechnet..... Sind alle sehr hilfreich und freundlich gewesen (aber die Kontrolleure haben wieder genuschelt:-). Auf dem Flughafen sieht man noch recht häufig englische Übersetzungen auf den Schildern und Hinweistafeln. Ich bin dann zu einem Bankschalter und habe Geld und Reiseschecks (beides Eur) in Yen getauscht. Also Reiseschecks werden sogar zu einem besseren Kurs getauscht als Bargeld (132:1 für RS gegenüber 128:1 für Bargeld). Selbst wenn man die Gebühren für die Schecks (glaube so 1% bei der Spaßkasse) einrechnet, ist das noch besser. Dann bin ich zu dem Schalter der JR (Japan Rail) und habe nach einer Zugverbindung nach Sendai Station gefragt. Die nette Dame hat mir das ganze beschrieben und die Tickets ausgegeben. Komischerweise kann man da nur Bar bezahlen und nicht mit Kreditkarte..... wieso auch immer. Die Zugreise hat sich ebenfalls in 2 Abschnitte eingeteilt. Zunächst mit dem "Narita Express" ca. 1h Fahrt ins Zentrum von Tokyo. Von dort aus geht es mit dem "Tohoku-Shinkansen" in ca. 2,5h nach Sendai. Kostet zusammen etwas über 100Eur (ca. 13700 Yen).

Das Bahnsystem ist in den großen Städten recht einheitlich und übersichtlich. Allerdings gibt es selbst in Tokyo kaum englische Anzeigen. Zum Glück sind alle Zahlen auf den Tickets und Anzeigetafeln normal lesbar. Für die meisten Züge gibt es nur reservierte Plätze. Ich hatte 3 Tickets bekommen, 2x eine Platzreservierung und 1x das eigentliche Transferticket. Auf dem Ticket stehen Banhsteig, Zugnummer, Wagennummer und nat. die Platznummer drauf. Wenn man das erstmal kapiert hat, findet man sich recht schnell auch auf großen Bahnhöfen zurecht. Und falls nicht....zumindest in Tokyo sind überall schick gekleidete Bahnmitarbeiter, die einem das ggf. auf englisch erklären können:-) Man sollte sich aber nicht darauf verlassen, daß man immer jemanden findet, der Englisch kann....

Dann hab ich mir an einem Automaten ne Telefonkarte, um in Sendai bescheid zu sagen, wann ich vom Bahnhof abgeholt werden kann. Dabei muß man aufpassen, denn nicht jede Karte geht mit jedem Telefon. Es gibt verschiedene Gesellschaften (die wichtigsten sind NTT für (hauptsächlich) Inlands-Gespräche und AU bzw. KDDI für Inlands- und internationale Gespräche) und ich mußte leider feststellen, daß meine Telefonkarten nur für Inlands-Gespräche taugen. Will man raustelefonieren, kann man entweder ein R-Gespräch anmelden (der Angerufene zahlt) oder man muß Münzen nehmen, welche dann immerzu nachgeworfen werden müssen (also 100 Yen-Münzen kannst du alle 30s nachwerfen, wenn du mit Deutsches-Land redest:-( Naja, die öffentlichen Apparate verschwinden sowieso immer mehr, hat man mir gesagt. Es ist in Japan üblich, daß Mobiltelefon zu nehmen (und es ist laut meinem Eindruck kein Gerücht, daß die Japaner ständig an ihrem Handy rumspielen. Wenn du hier in der Öffentlichkeit rumläufst, findest du in deiner Umgebung immer ein paar Leute, die irgendwas an ihrem Handy zu tun haben. Grade bei Zugfahrten ist das hier wohl ein netter Zeitvertreib...:-). Für Studenten gibt es verbilligte Tarife und viele der Ausländer hier nehmen das Handy, um zuhause anzurufen. Ist glaube ich sogar billiger, als ein öffentliches Telefon zu nehmen.... Ich werde das mal genauer analysieren und mir ggf. auch nen Handy zulegen. Ist schon komisch mit dem Telefon-Kram hier:-)

Aber zurück zum Zugfahren.....wenn man die Gleisanlage betreten will, muß man die zugehörigen Tickets durch ein Lesegerät durchschicken. Ist das Ticket gültig, kann man durch, ist es ungültig, wird der Weg versperrt. Das folgende Bild zeigt so eine Reihe von Durchgängen an der Sendai-Station.

Durchgang zu und von den Gleisen

Dummerweise wußte ich nicht, daß man mehrere Tickets gleichzeitig durchschieben kann, und ich hab natürlich erstmal das falsche reingetan. Da es am anderen Ende wieder rauskam, dachte ich, alles sei ok, aber das Teil hat den Weg versperrt. Nachdem mir ein Bahnmitarbeiter gezeigt hatte, daß ich Platzreservierung und Streckenticket eingeben muß, konnte ich dann passieren. Wie gesagt, die Züge findet man anhand der Nummern auf den Tickets. Ich hab dann versucht, in den Narita-Express einzusteigen. Die Türen waren aber zu und es gab keinen Griff zum Öffnen. Man muß oft warten, bis die von selbst aufgehen (wenn sie von innen niemand aufmacht, dann geschieht das erst ein paar Min. vor Abfahrt). Die Züge sind alle klimatisiert (also alle, die ich bisher verwendet habe), aber das brauchst du hier auch (dazu im nächsten Bericht mehr). Am Zielbanhhof gibt man wieder die Tickets in solche Automaten ein, um die Gleisanlagen verlassen zu können. Der Automat behält die abgelaufenen Tickets dann...... Das ist sehr effektiv. Schwarzfahren ist sogut wie unmöglich, auch ohne einen Kontrolleur oder Schaffer im Zug (die gibt es aber z.T. auch). Die Durchgangsautomaten sind immer bewacht. Noch was praktisches: sollte man mal zu wenig bezahlt haben (also z.B. bei Zugfahrten in der Stadt (sind ohne Reservierung usw.)), gibt es an jedem Ausgang Nachzahl-Automaten, wo man die restlichen Gebühren nachzahlen kann.

Alles in allem war es eine interessante und recht problemlose Reise nach Sendai. Ein paar kleine Stolpersteine gab es schon, aber hat sich alles in Wohlgefallen aufgelöst. Ich denke die ersten Schritte in der fremden Stadt werden im nächsten Bericht folgen. Mir ist insgesamt aufgefallen, daß alle recht hilfsbereit, freundlich und unaufdringlich sind. Aber selbst in einer großen Stadt wie Sendai findet man nur spärlich englische Übersetzungen (bei Bus und Bahn z.B.). Und die meisten Leute außerhalb der Uni sprechen nur wenig oder garkein Englisch (vor allem ältere Leute). Trotzdem bin ich bisher gut zurecht gekommen. Ich bin mal gespannt auf die folgenden Tage;-) Wir haben demnächst ein Stadtfest hier. Es werden bis zu 400.000 Gäste erwartet (macht also eine Steigerung von fast 50% an Leuten hier....). Vielleicht gibt das ein paar schöne Photos:-)

LG Ralf (email-Kontakt)

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