Ein paar Erläuterungen zur japanischen Sprache

Ja, zur Abwechslung mal was ohne viele Bilder*g* Ich belege seit Oktober Sprachkurse an der Uni hier und möchte ein paar wenige Eckpunkt hier aufzählen. Meine Kenntnisse sind naturgemäß noch recht bescheiden, aber so ein paar prizipielle Tips kann ich sicher schon geben. Also dann ma los:

bzgl. Schrift:
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In Japan existieren 3 verschiedene Schriftsysteme, welche im täglichen Gebrauch in Kombination verwendet werden. Daneben wird z.T. auch der uns bekannte romanische Zeichensatz verwendet. Obwohl es für mich als Europäer vermutlich nicht ungewöhnlich ist, die japanischen Schriftsysteme im Vergleich zu unseren als 'schwierig' einzustufen, war ich doch etwas sehr überrascht zu erfahren, das unsere 26 Buchstaben für Japaner auch eher schwer zu verstehen sind (es sei denn sie werden von Kindesalter an gelernt). Obwohl auch in der japanischen Schriftsprache Wörter und Sätze aus Kombinationen der jeweiligen Schriftzeichen bestehen können, ist es wohl ungewöhnlich, das je nach Sprache die Kombinationen unserer Buchstaben trotz gleichem Aussehens unterschiedliche Aussprache haben können. Zudem gibt es in den meisten nicht-asiatischen Sprachen (wie auch in einigen asiatischen Sprachen) Konsonantenhäufungen, welche im Japanischen so gut wie nicht vorkommen.

Aber mal genug dazu. Kanji sind bildliche Schriftzeichen, welche für sich alleine genommen eine Aussprache und auch einen Sinn besitzen, also quasi ein Wort darstellen. Es gibt mehrere 1000 davon, wobei z.B. für Zeitungen die Zahl der benutzten Kanji auf 1000 beschränkt wurde. Sie kommen ursprünglich aus China und wurden bei der Übersiedlung auf die Inseln Japans weiter verbreitet. Heute gibt es auch einige original japanische Kanji. Ausserdem gibt es Bestrebungen, die Kanji zu vereinfachen (bisher sind ganz 9 Schuljahre alleine für die Ausbildung in Kanji üblich), und daher unterscheiden sich die chinesischen und japanischen Kanji heutzutage zunehmend. Steht ein Kanji alleine als Wort, besitzt es die japanische Aussprache (kun-Yomi). Ist es Teil eines Wortes, so wird meist die (oder viel mehr eine der) chinesische(n) Aussprache(n) (on-yomi) verwendet. Neben der Tatsache, das man die z.T. komplexe Strichfolge zum Schreiben von Kanji lernen muss, erschweren die unterschiedlichen Aussprachen und teilweise mehrfachen Bedeutungen das Lernen. Wie bei der gesprochenen Sprache wird auch in der Schrift die konkrete Bedeutung aus dem Kontext erschlossen. Im folgenden ein paar einfache Beispiele ohne große Erklärung, schauts euch an:-)

Bild mit Kanji   Lautschrift der Kanji     Übersetzung  
Sendai in Kanji sen * dai   Name der Stadt Sendai  
Tokyo in Kanji tou * kyou   Name der Hauptstadt Tokyo
('ou' wird als langes 'o' gesprochen:-)  
Kyoto in Kanji kyou * to   Name der Stadt Kyoto  
Osaka in Kanji oo * saka   Name der Stadt Osaka  
Hiroshima in Kanji hiro * shima   Name der Stadt Hiroshima  
Shinkansen in Kanji shin * kan * sen   Shinkansen Hochgeschwindigkeitszug
('Bullet Train', sowas wie der ICE bei uns)  
Eki in Kanji eki   Bahnhof/Bahnstation, z.B. der Japan Rail Company usw.  
Sendai in Kanji Eki in Kanji sen * dai * eki   Tja, nich schwer zu erraten, oder?
Sendai Hauptbahnhof;-)  


Grade für Touristen ist es recht schwer, die Kanji auseinanderzuhalten. Wenn man weiß, wie sie aufgebaut sind usw. ist das schon etwas einfacher, aber normalerweise studiert man ja keine Kanji. Für Touristen unheimlich nützlich sind daher die beiden Kana-Schriftsätze. Im Gegensatz zu den Kanji tragen die Kana keine eigene Bedeutung, sondern lediglich eine Aussprache. Mit Ausnahme der Vokale selbst und dem Konsonant 'n', besteht ein Kana zumindest aus einem Konsonant und einem Vokal. Es ist möglich, mit Hilfe von Hiragana alle in Kanji geschriebene Worte auszudrücken. Sie kommen von der Funktion her unserem Alphabet daher sehr nahe. Prinzipiell gibt es bei Hiragana und Katakana die gleichen Laute, d.h. man könnte alle Worte in Hiragana oder Katakana schreiben. Wieso auch immer gibt es aber einen wichtigen Unterschied. Hiragana werden exklusiv für Worte der japanischen Sprache verwendet. Man findet sie häufig in Texten, da sie z.B. den Kanji für Verben die richtige Endung geben usw. Üblicherweise wird man einen Text nicht komplett in Hiragana geschrieben vorfinden, obwohl das möglich wäre. Katakana hingegen werden für Fremd- und Lehnworte verwendet (und für einige wenige japanische Worte ebenfalls). Manchmal setzt sich ein Wort sogar aus Katakana und Kanji/Hiragana zusammen, weil ein Teil des Wortes z.B. aus dem englischen stammt. Wegen der Schwierigkeit der romanischen Schriftzeichen für Japaner werden viele (meist engl. aber auch französische und deutsche) Begriffe in eben Katakana geschrieben. Es gilt dabei die Regel, das die Katakana eine möglichst ähnliche Aussprache ergeben, wie das Wort im Original besitzt. Wenn man z.B. einkaufen geht, so findet man massig Katakana auf den Produkten, welche bei Kenntniss von ein bissel Englisch durchaus alles notwendige Erklären, was zu dem Produkt zu wissen ist. Ist nicht immer so, aber meist hilft das schon weiter. Daher sollte der geneigte Tourist zumindest Katakana studieren, denn wer sie lesen kann kommt viel besser zurecht. Man muss aber etwas aufpassen, denn nicht alle Wörter können so direkt wie im Original ausgedrückt werden. Nach einer Weile und unzähligen Beispielen entwickelt man aber ein Gefühl für die Art und Weise, wie die Worte in Katakana ausgedrückt werden. Die folgenden 2 Links zeigen zu einer Seite mit je einer Übersichtsgrafik, welche ich mir erlaubt habe zusammenzuklaun. Die Zeichen und ihre Aussprache sind angegeben. Darunter befinden sich weitere Erläuterungen, die man unbedingt lesen sollte, wenn man vorhat, die Kana zu lernen. Ich habe den jeweiligen Kana-Stamm rot eingerahmt. Diese Zeichen sollte man zuerst lernen. Die restlichen Kana ergeben sich jeweils durch Modifikation eines der Stamm-Kana. Das ist sehr schön logisch aufgebaut und lernt sich dann sehr einfach. Der angegebene Sound wird wie im Englischen ausgesprochen (also z.B. 'shi' würde man im Deutschen 'schi' aussprechen, 'ja' wird im Deutschen dann zu 'tscha' usw.). Dann wünsch ich ma viel Spaß beim lernen;-)



bzgl. Sprechen:
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Kennt ihr den Film 'Lost in Translation' mit Scarlett Johansson und Bill Murray? Es geht in dem Film u.a. auch darum, das ein amerikanischer Filmstar zum ersten Mal in Japan ist und einen Werbespott drehen soll. Natürlich hat er keinen Schimmer von Japanisch und es ist immer ein Übersetzer dabei. Im Film reden dann die jeweiligen japanischen Schauspieler ne halbe Stunde lang und der Übersetzer drückt das ganze in einem knappen Satz aus. Daher wohl auch der Titel des Filmes, der sich aber nicht nur auf diese Sache bezieht. Der Punkt ist, das dieses Bild von der japanischen Sprechkultur lustig aber nicht ganz korrekt ist. Es stimmt schon, das manchmal über einen Sache recht lange geredet wird, aber oft nur wegen der unterschiedlichen kulturellen Herangehensweise. An und für sich kann das Ergebnis oft wirklich viel kürzer zusammengefasst werden.

Die japanische Sprache an sich wird sehr sparsam eingesetzt. Viele Sätze sind alles andere als komplett und man muß höllisch aufpassen, denn der Sinn eines Satzes ergibt sich meist nur aus dem Kontext bzw. der aktuellen Situtation. Viele Teile werden einfach weggelassen und müssen vom Gegenüber automatisch verstanden werden. Hört sich schwieriger an, als es ist. Zumindest im privaten Leben hat man das schnell begriffen. Ich würde aber ehrlich gesagt keine Geschäftsverhandlungen auf Japanisch führen wollen, auch wenn ich im Prinzip die Worte verstehen könnte. Die Geschäftliche Kommunikation dient i.d.R. dem Informationsaustausch, man diskutiert nicht notwendigerweise, sondern gibt nur sein Statement ab. Daher ist es auch normal, daß man sich ab und zu gegenseitig unterbricht und den Gesprächsfaden selbst mal weiterspinnt (würde man bei uns als unhöflich ansehen denke ich. Ok, man macht das nicht unbedingt grob und auch nicht unbedingt wenn man mit seinem Chef redet:-). Zudem ist der soziale Status der Personen, die miteinander reden, sehr wichtig für die Wortwahl. Bei uns gibt es natürlich auch eine formelle und informelle Sprache. Im Japanischen gibt es aber z.T. dann informell, ein bisschen informell, normal, ein bisschen formell, formell und superhöflich:-) Naja, also z.T. mehrere Abstufungen. Außerdem gibt es auch noch sowas wie Frauen- und Männersprache. D.h. teilweise benutzen Frauen und Männer andere Ausdrücke für das gleiche Wort. Das hat wie in den meisten anderen Ländern auch geschichtlichen Hintergrund (Japan hat sich als Gesellschaft mit distikten Geschlechtsrollen entwickelt) und ist heutzutage nicht mehr so ganz aktuell. Trotzdem wird in den meisten Fällen immernoch penibel darauf geachtet. Als ein Ausländer, der Japanisch lernt, wird man diesbezügliche Fehler sicherlich verziehen bekommen. Ich möchte nicht unbedingt einschätzen wollen, in wieweit sich die Geschlechterrollen hier vermischt haben, dazu habe ich selbst nach fast 6 Monaten hier zu wenig Einblick in die gesellschaftlichen Details. Ich würde aber ma sagen, Mittelalter is vorbei;-)

Abgesehen davon ist die Struktur der Sätze und die Grammatik überhaupt recht verschieden von Englisch oder deutsch. Z.B. gibt es das Konzept der Ein- und Mehrzahl nicht. Beispiel: Verben sind von der Person (ich, du, er, sie, usw.) unanhängig, und konjugieren nur bzgl. der Frage, ob sie die Vergangenheit ausdrücken oder nicht, bzw. ob sie positiv oder negativ gemeint sind. Z.B.: Ansonsten ändert das Verb nur seine Basisform, wenn es in einer bestimmten grammatischen Struktur verwendet wird (z.B. 'ich helfe' und 'Hilf mir bitte' sind verschiedene grammatische Konstrukte und daher schaut das Verb anders aus). Zudem gibt es natürlich für fast alles eine einfache Form (plain style) und höfliche Form (polite style). Z.B.:
Es gibt 2 Typen von Adjektiven (i- und na-Adjektive), die sich in der Verwendung nicht unterscheiden, aber genau wie Verben entsprechend den 4 genannten Fällen konjugiert werden. Dabei ist die jeweilige Regel unterschiedlich für i- und na-Adjektive. Beispiel i-Adjektiv: Beispiel na-Adjektiv:
Ein weiterer wichtiger Umstand ist die Tatsache, das der Typ eines Satzes meist erst am Ende durch entsprechende Wörter festgelegt wird. So sind Frage und Aussage in Fällen ohne Fragewort fast gleich. Sie unterscheiden sich nur durch ein 'ka' am Ende der Frage. Beispiel: Gibt noch ein paar andere Satzendungen wie 'yo' (wenn man jemandem etwas sagt, was er noch nicht weiß und dabei seine Zustimmung voraussetzt) oder man kann anstelle von 'desu' auch 'deshou' sagen, wenn man eine Aussage über ein Thema macht, das dem Zuhörer bekannt sein dürfte. So gibt es für die Verwendung der unterschiedlichen Strukturen passende Situationen, die sich manchmal kaum unterscheiden bzw. bei denen man bei uns immer die selben Worte nehmen würde.

Ausserdem ist die Satzstruktur recht flexibel. Personen-, Zeit- und Ortsbezüge werden über Partikel hergestellt und nicht durch ihre Reihenfolge etc. Beispiel: Es braucht ne Weile sich die ganzen Kombinationen von Partikel und Verb einzuprägen. obwohl es nat. allgemeine Regeln gibt, sind die Partikel ja nach Verb nicht immer gleich.

Ok, meine Japanisch-Kentnisse sind rudimentär, kann sein, das ich z.T. Blödsinn geschrieben habe;-). Die Sprachkurse, die ich für 1 Semster lange belegt habe (6h Grammatik+Sprache und 3h Kanji pro Woche) sind aber sehr unterhaltsam und interessant. Glücklicherweise sind in meinem Sprachkurs nur so 3 bis 4 Leute, d.h. es lernt sich sehr effektiv. Zudem ist der Kurs von Beginn an auf die für Arbeitsumfeld und Privatleben wichtigen Elemente ausgelegt. Man lernt also Dinge, die man gleich im nächsten Laden oder so gebrauchen kann (wenn man sich traut:-). Textarbeit, Literatur und höhere Sprachfertigkeiten kommen erst später, wenn man schon einigermassen im täglichen Leben zurechtkommen kann. Finde ich sehr gut und es ist ja auch anders kaum möglich. Denn um einen Sprachlevel zu erreichen, der einem wissenschaftliches Arbeiten auf Japanisch ermöglicht, muß man schon ein paar Jahre lernen. Das tägliche Leben hat aber keine paar Jahre lang Zeit. Wenn ich dazu komme, mache ich mal ein paar Bilder von den beiden Sprachlehrerinnen. Sehr nette Damen, die auch viel aktuelle Gegebenheiten und Plätze aus der Umgebung mit in den Unterricht einbaun (wo kann man in der Stadt einkaufen gehen, was gibbet im Kino zu sehen, wo kann man essen gehen usw.) und viel mit Gestik, Mimik und Bild arbeiten. Englisch wird im Unterricht kaum gesprochen (von Anfang an), sodaß man gleich ein Gefühl für den Klang der Sprache bekommt. Hört sich erstma schwer an, aber ist sehr effektiv.

Ok, für alle die das alles recht interessant fanden, hab ich da noch ne Webseite mit ein paar Lektionen bzgl. japanischer Sprache (Verben und Kanji usw.). Ich hab jetzt nicht explizit nach weiteren Webseiten geschaut, gibt sicher noch mehr..... Die Seite ist recht gut, aber ich warne vor zuviel Enthusiasmus. Ohne Sprachlehrer macht das ganze nicht sooooo viel Sinn, da alleine schon die Aussprache nicht immer einfach ersichtlich ist. Aber so aus Spaß kann man ma üben;-) Ansonsten gibbet massig Sprachkurse in Buchform bzw. mit CD usw. Sind leider meist recht teuer. Gut, nach Japan zu fliegen ist sicherlich au net billig, aber man lernt Japanisch hier natürlich am besten (wer hätt's gedacht?). Hier nun der Link:

Noch ein paar simple Hinweise, falls ihr mal nach Japan kommt. Neben der offensichtlich anderen Sprachstruktur gibt es ein paar sehr grundsätzliche Unterschiede im alltäglichen Verhalten, die ich an dieser Stelle auch kurz nennen möchte. Erstens ist es in Japan unüblich, bei der Begrüßung Köperkontakt zu suchen. Wenn man bei uns eine Begrüßung ohne Händedruck als unhöflich einstuft, so ist ein Händedruck hier eher unangenehm. Ok, von Fremden wird nicht erwartet, das sie das wissen. Und sicherlich wird die Situation z.B. in von Touristen frequentierten Plätzen anders sein (z.B. in Tokyo in einem Nobelhotel oder so, k.A.). Aber allgemein kann man sagen, das man den Händedruck weglassen sollte, wenn man nicht eh die Hand entgegen gestreckt bekommt. Üblich ist eine leichte Verbeugung oder Geste mit dem Kopf. Zweiter für Touristen wichtiger Punkt ist Trinkgeld. Trinkgelder sind in Japan unüblich, egal ob im Restaurant oder im Supermarkt oder sonstwo. Sie würden auch kaum akzeptiert werden (ich habe gehört, sie wird sogar als unhöflich empfunden). Sicher gibt es auch hier Ausnahmen, habe aber selbst noch keine gefunden. Drittens gilt: Cash rules. Kreditkarten sind zwar net schlecht, aber ich hatte nicht so viel Erfolg mit meiner Mastercard. Wenn man nicht grad eine Kreditkarte aus Japan mit zugehörigem Konto besitzt, sollte man für genügend Bargeld sorgen. Das kann man zur Not auch auf den Postämtern mit Kreditkarte abheben, ist aber je nach eigener Bank auch nich grad billig. Ok, in einem einschlägigen Touristenhotel wird es sicherlich keine Probleme geben, aber im Supermarkt würde ich mich net drauf verlassen.

So, das wär's für das kurze Japan-Tutorial:-) Wie immer hoffe ich, es war ein bissel interessant für euch. Ich hab in den letzten Tagen meines Praktikums leider mehr zu tun, als ich dachte. Daher sind die mindestens 2 Berichte, die noch in der Schlange stehen, wohl erst im März möglich. Schaut trotzdem öfters ma rein, vielleicht finde ich doch noch etwas mehr Zeit. Bis dahin wünsch ich euch viel Spaß, was immer ihr auch grade macht.

Ciao, Ralf (email-Kontakt)

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